Appell zum Ausbildungsstart

„Wer Fachkräfte will, muss sie auch ausbilden!“

07.08.2024 | Händeringend werden Arbeitskräfte landauf, landab gesucht. Für die IG Metall ist klar: Wer qualifizierte Fachkräfte für die Zukunft will, muss in ihre Ausbildung investieren. Die duale Berufsausbildung, die sich durch die Kombination von theoretischem Wissen und praktischer Erfahrung auszeichnet, bereitet junge Menschen umfassend auf ihre beruflichen Aufgaben vor. Gleichzeitig sichern sich die Betriebe so die dringend benötigten Fachkräfte. Ohne eine verstärkte Ausbildung wird der Fachkräftemangel weiter zunehmen und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes gefährden.

Foto: envato

Der Fachkräftemangel ist eine zentrale Herausforderung, die viele Wirtschaftsbereiche in Deutschland betrifft. „Die duale Ausbildung ist eine der effektivsten Maßnahmen, um diesem Problem zu begegnen. Sie bietet jungen Menschen die notwendigen Kompetenzen und Fertigkeiten, um den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden. Dies ist nicht nur ein Vorteil für die Auszubildenden, sondern auch für die Betriebe, die auf qualifizierte Mitarbeiter*innen angewiesen sind. Durch gezielte Ausbildungsprogramme können diese die Lücke im Fachkräfteangebot schließen und ihre wirtschaftliche Zukunft sichern“, so Louisa Mertens, Bezirksjugendsekretärin der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Die Metallerin unterstreicht: „Es ist inakzeptabel, dass Unternehmen, die nicht bereit sind, in die Ausbildung junger Menschen zu investieren, sich über den Fachkräftemangel beklagen. Betriebe, die ihrer Ausbildungs-verantwortung nicht nachkommen, sollten sanktioniert werden. Eine umlagefinanzierte Ausbildungsplatzgarantie könnte hier einen wirksamen Anreiz schaffen: Wer nicht ausbildet, muss zahlen. So können mehr Ausbildungsplätze geschaffen und die duale Ausbildung gestärkt werden.“

Die IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt fordert konkrete Maßnahmen, um die duale Berufsausbildung nachhaltig zu stärken und zu sichern:

Mehr betriebliche Ausbildungsplätze schaffen

Das Angebot an Ausbildungsplätzen in den Betrieben ist seit Jahren rückläufig. Es ist zwingend erforderlich, dass Betriebe verstärkt in die Gewinnung und Ausbildung von Auszubildenden investieren. Regionale Probleme erfordern regionale Lösungen. Die Betriebe müssen eine entsprechende betriebliche Infrastruktur aufbauen, um mehr junge Menschen in die Ausbildung zu integrieren.

Perspektiven für alle Bewerberinnen bieten – Fördern statt ablehnen

Viele Betriebe stellen kaum noch junge Menschen mit Haupt- oder Realschulabschlüssen ein und beklagen die angeblich fehlende Ausbildungsfähigkeit dieser Bewerberinnen. Arbeitgeber müssen – schon aus eigenem Interesse – allen jungen Menschen Perspektiven ermöglichen und sie bei Bedarf stärker fördern, statt auszugrenzen. Dies ist auch eine gesellschaftliche Verantwortung, die nicht vernachlässigt werden darf. Die Arbeitgeber können bereits jetzt auf bestehende und finanzierte Angebote, beispielsweise der Agentur für Arbeit, zurückgreifen.

Bessere Ausbildungsbedingungen in allen Branchen gewährleisten

In einigen Branchen und tariflosen Betrieben sind die Arbeitsbedingungen nicht attraktiv: Überstunden, ausbildungsfremde Tätigkeiten und die Missachtung von Arbeitsschutzbestimmungen sind an der Tagesordnung. Diese Zustände müssen überall abgeschafft werden. Gute Arbeitsbedingungen sind die Grundlage für attraktive Ausbildungs- und Arbeitsplätze.

Durchsetzung einer gesetzlichen umlagefinanzierten Ausbildungsplatzgarantie

Nur eine Umlagefinanzierung schafft wirksame Anreize, damit Unternehmen mehr Ausbildungsplätze bereitstellen. Wer nicht ausbildet, muss zahlen. Bremen hat gezeigt, wie dies funktionieren kann. Andere Bundesländer müssen diesem Beispiel folgen. Dabei müssen auch Regelungen zu Fahrt- und Unterkunftskosten berücksichtigt werden, um die Ausbildung für alle Beteiligten attraktiv zu gestalten.

Das Ansehen der dualen Berufsausbildung stärken

Die duale Ausbildung ist in echter Gefahr. Die Zukunft braucht junge, innovative und gut ausgebildete Fachkräfte. Um dies zu erreichen, muss das Ansehen der dualen Berufsausbildung wieder verbessert werden. Eine duale Berufsausbildung bietet eine solide Grundlage für ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben und ist eine wichtige Säule unserer Wirtschaft. Zur Verbesserung der Berufsorientierung sollte an allen Schulformen ein spezielles Fach für Berufsbildung eingeführt werden. Die Vorteile des dualen Systems und die daraus resultierenden beruflichen Möglichkeiten dürfen nicht an mangelnder Information scheitern. Die Einbindung der Sozialpartner könnte dieses Ziel unterstützen und sicherstellen.

„Wir appellieren an alle Betriebe und politischen Entscheidungsträger: Investieren Sie in die duale Ausbildung, um die Fachkräfte von morgen zu sichern und den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Nur durch gemeinsame Anstrengungen kann die duale Ausbildung wieder die Wertschätzung erfahren, die sie verdient, und ihren wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels leisten. Insbesondere die Politik kann die Rahmenbedingungen zur Gleichwertigkeit dualer und akademischer Ausbildung schaffen, statt sie nur in Sonntagsreden im Parlament ins Schaufenster zu stellen. Es müssen jetzt die Weichen für die Zukunft der dualen Ausbildung gelegt werden – jedes weitere Zögern ist schlicht fahrlässig!“, so Mertens weiter.

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